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Der Mensch verändert das Klima

    Berlin (AP) – Die Erderwärmung der vergangenen hundert Jahre geht nach einer neuen Studie des Umweltbundesamts zu etwa 60 Prozent auf Einflüsse des Menschen zurück. Dazu zählen vor allem der Ausstoß von Kohlen- und Schwefeldioxid, wie der Frankfurter Klimaforscher Christian Schönwiese in Berlin berichtete. Der Präsident des Umweltbundesamts, Andreas Troge, wertete die Studie als weiteres Indiz für den „Klimafaktor Mensch“: „Wir sind bereits mitten im Treibhauseffekt, der überwiegend menschengemacht ist.“

    Wir sind bereits mitten im Treibhauseffekt

    Die neue Studie bezieht sich nach Schönwieses Worten nicht wie üblich auf Klimamodellrechnungen, sondern ist eine statistische Analyse der Wetter- und Klimabeobachtungen der letzten 100 Jahre. In komplizierten Rechnungen wogen die Wissenschaftler dabei ab, wie stark etwa die Anreicherung von Treibhausgasen im Vergleich zu anderen, natürlichen Faktoren ins Gewicht fällt, so etwa Sonneneinstrahlung, Vulkanismus oder das El-Nino-Phänomen.

    Dabei ergab sich laut Schönwiese, dass trotz der jährlichen Schwankungen die Temperatur weltweit im Mittel seit 1900 um 0,7 Grad angestiegen ist, in Europa sogar um 0,9 Grad. Eindeutig belegt seien in den Zahlen auch andere Phänomene, so zum Beispiel, dass in Europa die Winterniederschläge drastisch zugenommen hätten. Für die Erwärmung ist der Auswertung zufolge zu 59,9 Prozent der vom Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlich. Vulkanausbrüche tragen weltweit sechs Prozent zur Klimaveränderung bei, die Sonnenaktivität etwa 4,2 Prozent.

    Der Wissenschaftler räumte ein, dass sein statistisches Modell ungenauer wird, je mehr Faktoren hineingerechnet werden und je kleiner der betrachtete Raum ist. Querverbindungen zwischen einzelnen Einflussfaktoren seien ungeklärt, der „Chaosfaktor“ unerklärlicher Phänomene sei relativ groß. Schönwiese bezeichnete die Berechnung des menschlichen Einflussfaktors nach statistischen Maßstäben als zu 99,9 Prozent gesichert.

    Umweltamtschef Troge schloss aus den Ergebnissen der Studie, dass die Bemühungen um den Klimaschutz nicht weiter warten könnten. Wenn schon heute ein menschengemachter Klimaeffekt nachweisbar sei, dann werde es langwieriger und drastischer Maßnahmen bedürfen, um ihn umzukehren. „Die Bremswege im Klimaschutz sind ungeheuer lang“, sagte Troge. Er zeigte sich zuversichtlich, dass das deutsche Klimaschutzziel – Verringerung des Kohlendioxidausstoßes bis 2005 um 25 Prozent unter das Niveau von 1990 – noch erreicht werden könne. Bisher liege die Verringerung bei 15,5 Prozent.

    Quelle: Süddeutsche Zeitung München, Nachrichten 09.06.2000