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Einmal sollte man…

    Einmal sollte man seine Siebensachen
    Fortrollen aus diesen glatten Geleisen.
    Man müsste sich aus dem Staube machen
    Und früh am Morgen unbekannt verreisen.
    Man sollte nicht mehr pünktlich wie bisher
    Um acht Uhr zehn den Omnibus besteigen.
    Man müsste sich zu Baum und Gräsern neigen,
    Als ob das immer so gewesen wär.
    Man sollte sich nie mehr mit Konferenzen,
    Prozenten oder Aktenstaub befassen.
    Man müsste Konfession und Stand verlassen
    Und eines schönen Tags das Leben schwänzen.
    Es gibt beinahe überall Natur,
    – Man darf sich nur nicht sehr um sie bemühen –
    Und so viel Wiesen, die trotz Sonntagstour
    Auch werktags unbekümmert weiterblühen.
    Man trabt so traurig mit in diesem Trott.
    Die andern aber finden, dass man müsste …
    Es ist fast, als stünd man beim lieben Gott
    Allein auf der schwarzen Liste.
    Man zog einst ein Lebenslos „zweiter Wahl“.
    Die Weckeruhr rasselt. Der Plan wird verschoben.
    Behutsam verpackt man sein kleines Ideal.
    – Einmal aber sollte man …(Siehe oben!)

    Entnommen aus: Mascha Kaléko: Das lyrische Stenogrammheft. Kleines Lesebuch für Große. Rowohlt Hamburg 1956, S. 57