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Lebensmittelgedeckte Regionalwährung

    Wie überall auf der Welt verlieren auch in Amerika immer mehr Menschen das Vertrauen in das aus Schulden und heißer Luft erschaffene Papiergeld der Zentralbanken. Angesichts der Wirtschaftslage und der Möglichkeit eines Totalversagens des Finanzsystems, flüchten derzeit viele Anleger in Sachwerte, wie Gold oder Silber. Nur: Gold kann man in der Not nicht essen …

    In der amerikanischen Kleinstadt Willits kamen die Einwohner daher auf eine unkonventionelle Möglichkeit, sich für den Fall einer Inflation gegen steigende Lebensmittelpreise abzusichern und gleichzeitig die regionale Wirtschaft von der Krise abzukoppeln: Mit den „Mendo Credits“ hat Willits einfach eine eigene Regionalwährung eingeführt – lebensmittelgedeckt!

    Für in Mendo Credits eingetauschte Dollar werden sofort haltbare Lebensmittel wie etwa Reis, Getreide und Bohnen aus lokalen Betrieben gekauft und im „Banktresor“ eingelagert. Jeder „Mendo-Credit“ ist somit gedeckt durch eine garantierte Menge an Lebensmitteln, gegen die der Geldschein jederzeit eingetauscht werden kann. Die entsprechende Menge ist auf dem Schein angegeben und für ein Jahr festgeschrieben, wodurch der Besitzer des Scheins eine garantierte Preisstabilität auf diese Lebensmittel hat. Und natürlich ist die Währung komplett zinsfrei aufgebaut.

    Die Idee scheint ein voller Erfolg zu werden: Sogar die örtliche Bank (!) tauscht Dollar in Mendo Credits (der Bankchef nennt die Regionalwährung „the real money“ …) und das eigentlich auf die 5.000 Einwohner von Willits beschränkte Experiment wird wegen der großen Nachfrage schon bald auf die umliegenden Dörfer ausgeweitet.

    Auch wenn das System seine praktischen Grenzen haben mag, zeigt es doch, wie sehr das Vertrauen in die offiziellen Währungen schon geschwunden ist, und dass sich der Gedanke der Regionalwährungen langsam durchzusetzen scheint.

    Quelle: http://www.sein.de/news/2009/maerz/lebensmittelgedeckte-regionalwaehrung-in-den-usa.html

    Mehr zu alternativen Währungen:

    Fakten zum Wörgler Freigeld

    Das Wörgler Freigeld-Experiment 1932/33

    Die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre traf Wörgl besonders hart. 1932 waren in der Region 1500 Menschen arbeitslos, im 4.200 Einwohner zählenden Markt Wörgl 400 Menschen – wovon 200 bereits keine staatliche Unterstützung mehr erhielten und der Armenfürsorge der Gemeinde zufielen. Die Gemeindekasse war aber leer, Steuerrückstände der Bürger nicht einbringbar.

    In dieser aussichtslosen Lage entwarf Michael Unterguggenberger mit seiner 1931 gegründeten Wörgler Freiwirtschaftsgruppe das Wörgler Nothilfe-Programm, mit dem unter Verwendung von Freigeld ein Infrastruktur-Bauprogramm durchgeführt wurde. Die Not der Stunde ließ die Menschen trotz gegensätzlicher Weltanschauungen zusammenrücken – der Gemeinderat fasste alle Beschlüsse einstimmig!

    Zur Durchführung der Wörgler Nothilfe gibt der Wohlfahrtsausschuss der Gemeinde Arbeitswertbestätigungen im Wert von einem, fünf und zehn Schilling heraus. Vorbild für die Aktion war das erste Schwundgeld nach der Idee von Silvio Gesell in Deutschland, die WÄRA. Eine monatliche Abwertung um einen Prozent dient als Umlaufsicherung. Durch Aufkleben von Stempelmarken behält der Schein seinen vollen Wert. Um einem Verbot wie bei der WÄRA entgegenzuwirken, hinterlegt der Wohlfahrtsausschuss den Wert der ausgegebenen Arbeitsbestätigungsscheine in Schillingen als Deckung bei der örtlichen Raiffeisenkasse, die in die Abwicklung der Aktion eng eingebunden ist.

    Weiterlesen beim Unterguggenberger Institut Wörgl e.V.